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12.09.2025

Pflegebedarf zu Hause steigt stärker als gedacht

Eine Studie des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (Obsan) hat den Bedarf an Alters- und Langzeitpflege in der Schweiz mit Bedarfsprognose bis 2040 und Blick bis 2050 ermittelt. Er aktualisiert die Prognose, die 2022 erstellt wurde und hat den Bedarf an Spitex-Pflege nach oben korrigiert.

Von Martin Merk, Spitex Verband Kanton Zürich

Die Analyse bestätigt, dass der Bedarf in den kommenden fünfzehn Jahren stark und rasch ansteigen wird und über den Zeithorizont dieser Studie hinaus hoch bleiben dürfte. Im Spitex-Bereich wird das Wachstum sogar noch stärker als zuletzt prognostiziert. Das Leistungsvolumen wird bis 2040 um den Faktor 1.4 steigen und schweizweit zusätzliches Personal im Umfang von 7'397 Vollzeitäquivalente benötigen.

Die Lebenserwartung wird weiter steigen, offen ist dabei, ob die Dauer der Pflegebedürftigkeit in den letzten Lebensjahren auch ansteigt, ebenso ob alternative Versorgungsformen als Pflegeheime für tiefere Pflegestufen, d.h. Menschen mit geringem Pflegebedarf, stärker genutzt werden. Hier arbeitet die Studie mit zwei zusätzlichen Szenarien für alternative Versorgung von Menschen mit bis zu 40 bzw. bis zu 60 Minuten Pflegebedarf pro Tag durch die Spitex oder intermediäre Formen wie betreutes Wohnen.

Einige wichtige Erkenntnisse:

  • Es wird mit einem Bevölkerungswachstum bei einem mittleren Szenario von rund neun auf über zehn Millionen Menschen in der Schweiz bis in den 2040erJahren gerechnet. Der Anstieg wird bei älteren Bevölkerungsgruppen am stärksten sein. Bis 2040 wird sich beispielsweise die Anzahl an über 90 Jahre alten Menschen verdoppeln. Bei der Bevölkerung über 65 Jahren wird ein Wachstum von 36,7 Prozent bis 2040 und von 48 Prozent bis 2050 vorausgesagt (Gesamtbevölkerung: 11,2 bzw. 15,2 Prozent).
  • Die Nachfrage nach SpitexLeistungen ist in den letzten Jahren stetig gestiegen mit einem rasanten Wachstum insbesondere während der Covid-Pandemie, teilweise auch auf Kosten der Pflegeheime oder durch frühere Spitalaustritte.
  • Von 2019 bis 2023 hat die Anzahl SpitexKlientinnen und -Klienten um 20,7 Prozent zugenommen, die Anzahl Pflegestunden um 26,7 Prozent. Die Mehrheit sind Frauen, wobei der Männeranteil von 37 auf 39 Prozent stieg. Gestiegen sind vor allem Leistungsstunden für die Pflege, während sich die Nachfrage nach Haushalthilfe weniger stark erhöhte.
  • Dadurch ist auch die Pflegeintensität und der Bedarf an hochqualifiziertem Personal und spezialisierte Pflege gestiegen, wie sie gerade die nichtprofitorientierte Spitex mit einem hohen Anteil an Fachpersonal anbietet.
  • Gerade in Kantonen mit vergleichsweise geringem Ambulantisierungsgrad – dazu wird auch Zürich gezählt – besteht Potenzial für mehr SpitexDienstleistungen um Heimeintritte zu verzögern.
  • In absoluten Zahlen wird es aber trotz sinkendem Anteil auch bei Pflegeheimen zu einem Wachstum kommen mit Kapazitätsengpässen bereits vor 2030.
  • Durch ambulante Pflegeleistungen liessen sich bis 2050 rund 8'500 bzw. 13'000 Pflegebetten in Heimen einsparen und Kapazitätsengpässe verringern, wenn Menschen mit Pflegebedarf von bis zu 40 bzw. bis zu 60 Minuten pro Tag daheim oder durch alternative Wohnformen versorgt werden.
  • Bei der SpitexPflege wird ohne zusätzliche Ambulantisierung mit einem Wachstum auf 331'570 Personen (+41%) bis 2040 und auf 375'725 Personen (+59,8%) bis 2050 gerechnet, welche diese beanspruchen. Bei den Leistungsstunden wird mit einem Wachstum von 42,1 Prozent bis 2040 und von 62,9 Prozent bis 2050 gerechnet.
  • Alleine in der Spitex wird der Bedarf an Pflegepersonal dadurch auf zusätzliche Stellen im Umfang von 7’398 Vollzeitäquivalenten bis 2040 und von 11'057 Vollzeitäquivalenten bis 2050 steigen.
  • Bei einer Verlagerung von leicht pflegebedürftigen Menschen von Pflegeheimen zur Spitex wird gar mit einem Wachstum der Leistungsstunden in der SpitexPflege von bis zu 59,6 Prozent bis 2040 und bis zu 83,9 Prozent bis 2050 gerechnet und für die Haushaltshilfe von bis zu 54,4 bzw. 79,3 Prozent.
  • Generell wird in der Bedarfsprognose gegenüber früheren Bevölkerungsentwicklungsmodellen mit einem höheren Bedarf in der Spitex für 2040 bzw. 2050 gerechnet als in früheren Berechnungen, umgekehrt dafür mit einer geringeren Bedarfssteigerung der Langzeitaufenthalten in Heimen als ursprünglich angenommen.

Die komplette Studie kann hier runtergeladen werden:

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